20.02.2025
Sprachbildender Fachunterricht: Warum, was und wie?
Prof. Dr. Susanne Prediger
Vortrag Sprachbildender
Fachunterricht – Warum, wie und was? (pdf 10,2 MB)
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Kurzbericht
Die 41. Veranstaltung von IBBW-Wissenschaft im Dialog (WiD) am 20.2 widmete sich der Bedeutung von Sprache im Fachunterricht und ihrer Rolle für erfolgreiches Lernen. Professorin Dr. Susanne Prediger (TU Dortmund) erläuterte in ihrem Impulsvortrag, warum sprachbildender Fachunterricht für den Lernerfolg essenziell sei. Sie betonte, dass Sprachkompetenz nicht nur für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler in den Lernprozessen von Bedeutung sei, sondern für alle Lernenden. Sprache sei zentral für das fachliche Denken.
Ein zentraler Aspekt sei die Rolle der Lehrkräfte im sprachbildenden Fachunterricht. Prof. Dr. Susanne Prediger betonte, dass Lehrkräfte gezielt Sprachbildung und somit fachlichen Bildung fördern können, indem sie Sprache einfordern, diagnostizieren, unterstützen und sukzessive aufbauen. Dies erfordere die bewusste Nutzung von Aufgabenformaten, Diagnoseinstrumenten und Unterstützungsmaßnahmen, wie sie auch im Sprachunterricht genutzt würden. Zusätzlich sei es essenziell, die fachlich relevanten sprachlichen Anforderungen präzise zu identifizieren, um Schülerinnen und Schüler gezielt zu fördern.
Anhand konkreter Beispiele aus dem Mathematik- und Biologieunterricht zeigte Prof. Prediger, wie sprachbildender Unterricht gezielt gestaltet werden kann. Ein besonderer Fokus lag darauf, wie der Weg von der Alltagssprache über die bedeutungsbezogene Denksprache hin zur Fachsprache schrittweise gestaltet werden kann. Besonders hob Frau Prediger hervor, dass sprachliche Vorrausetzungen für die fachspezifische Nutzung der Sprache nötig seien. Nach aktueller Forschung werde davon ausgegangen, dass die eigensprachlichen Vorrausetzungen dafür nicht immer ausreichend seien und Schülerinnen und Schüler deshalb Unterstützung benötigten.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Einbindung von Mehrsprachigkeit in den Unterricht. Prof. Prediger zeigte auf, dass die Nutzung der Erstsprache den Lernprozess unterstützen kann. Die Kompetenzen in der Erstsprache würden dabei helfen, fachliche Konzepte besser zu verstehen, da die Erstsprache Teil der Denksprache der mehrsprachigen Lernenden sei. Außerdem könnten die Bedeutungsaushandlungen von Begriffen und sprachlichen Strukturen in unterschiedlichen Sprachen eine große Unterstützung für das Verständnis von fachlichen Konzepten sein, z.B. „ungerade Zahlen“ im Deutschen und „Paarzahlen“ in vielen andern Sprachen. Nach dem Vortrag folgte eine Diskussion, in der Teilnehmende Fragen stellten und eigene Erfahrungen einbrachten.
Diskutiert wurden:
- Zeitfaktor und Komplexität der Vorbereitung eines sprachbildenden Unterrichts
- Sprachliche Diagnosemöglichkeiten im Fachunterricht
- Bedarf und Anforderungen für einen sprachbildenden Unterricht in der Berufsschule
- Notwendigkeit eines sprachbildenden Unterrichts für alle Fächer und Lehrkräfte
- Anpassung der Inhalt an einen realistischen Lehrplan
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass sprachsensibler Fachunterricht nicht nur eine unterstützende Maßnahme für bestimmte Gruppen ist, sondern das fachliche Lernen aller Schülerinnen und Schüler verbessert.
Zum Weiterhören:
Podcast in Studiencheck - Fachdidaktik für die Praxis, Folge 2 (QUA-LiS) mit Prof. Dr. Prediger zu Sprache für guten Mathematikunterricht: