06.12.2021
Peerbeziehungen in inklusiven Entwicklungskontexten. Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Klassenkomposition und soziale Integration in inklusiven Schulklassen“ (KOMPOSIT)
Vortrag von Prof. Dr. Katja Scharenberg (Pädagogische Hochschule Freiburg)
Peerbeziehungen
in inklusiven Entwicklungskontexten. Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Klassenkomposition und soziale Integration in inklusiven
Schulklassen“ (KOMPOSIT) (pdf 1,5 MB)
(Prof.‘in Dr. Katja Scharenberg, Pädagogische Hochschule Freiburg)
Kurzbericht
Die von Frau Prof.‘in Dr. Scharenberg vorgestellte KOMPOSIT-Studie wertete mit Hilfe von schriftlichen Fragebögen für Lernende und für Lehrkräfte von Gemeinschaftsschulen sowie Klassenlisten Daten zum Einfluss der Klassenzusammensetzung auf die soziale Integration der Lernenden aus. Den Peerbeziehungen als Voraussetzung für soziale Integration und somit für Leistungsbereitschaft und gelingendes Lernen komme ein zentraler Stellenwert gerade in inklusiven Kontexten zu.
Erhoben wurden bei 821 Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 7 die Merkmale „Sonderpädagogischer Förderbedarf (SPF)“, „Migrationshintergrund“, „Sozio-ökonomischer Status“, „Kognitive Fähigkeiten“ und „Geschlecht“ sowohl auf der individuellen als auch - als Anteile und Durchschnittswerte - auf der Klassenebene. Selbst- und Fremdeinschätzung sowie psychometrische Profile der Lerngruppen erlaubten nach der Auswertung Aussagen darüber, welche der genannten Merkmale Vorhersagekraft für eine gelingende soziale Integration haben.
So lasse sich unter anderem zeigen, dass Schüler und Schülerinnen mit SPF weniger gegenseitige Freundschaften in den Schulklassen haben und dass diese Gruppe außerdem stärker dazu neige, Freundschaften zu Jugendlichen mit dem gleichen Merkmal zu bilden.
Ein höherer Jungenanteil erweise sich als nachteilig für die Anzahl der reziproken Freundschaften in den Klassen. Wohingegen sich bei einem hohen Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund leichte Vorteile für die soziale Kohäsion abzeichneten, weil sie stärker Freundschaften auch außerhalb ihrer Eigengruppe bildeten.
Ein weiterer interessanter Befund sei, dass sich die Bildung von Freundschaften über die Eigengruppe hinaus von Schulklasse zu Schulklasse signifikant unterschied.
Ursachen hierfür könnten in weiteren Merkmalen der Klassen oder auch der Lehrkräfte liegen, wie z.B. ihr pädagogisches Handeln und wie es sich auf die Beziehungen auswirkt.
Somit werde deutlich, dass Lehrkräfte sich der Bedeutung der Geschlechterzusammensetzung und der sozialen Benachteiligung der Schülerinnen und Schüler mit SPF bewusst sein müssen, damit sie ihre soziale Eingebundenheit innerhalb von Schulklassen mit ihrer pädagogischen Arbeit positiv beeinflussen können.
In der Diskussion mit den Teilnehmenden ging es hauptsächlich darum, sich darüber auszutauschen, wie eine die soziale Integration unterstützende Zusammensetzung von inklusiven Lerngruppen konkret gelingen kann. Außerdem wurden Aspekte der Studie aufgegriffen, die der weiteren Untersuchung bedürfen wie z.B. der Sozialraum, in dem sich Klassen befinden oder auch der Blick auf weitere Alterskohorten.