27.06.2022
Nachgefragt: Wirksamer Unterricht – Formatives Feedback effektiv einsetzen
Prof. Dr. Benjamin Fauth & Dr. Julia Käfer (Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg)
Präsentation: Nachgefragt: Wirksamer Unterricht - Formatives Feedback effektiv einsetzen (pdf)
Praxisimpuls (pdf): Susanne Thimet (Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Karlsruhe - Berufliche Schulen)
Praxisimpuls (pdf): Frank Intlekofer (Johann-Peter-Hebel-Schule, Waldshut-Tiengen)
Praxisimpuls (pdf 1,5 MB): Andrea Wein (Hardtschule Durmersheim)
Zum Weiterlesen:
IBBW
Wirksamer Unterricht - Band 5: Käfer/Herbein/Fauth (2021): Formatives Feedback im Unterricht (pdf)
Kurzbericht
In einer Einführung hob Herr Prof. Dr. Fauth hervor, dass formatives Feedback nicht nur auf der unterrichtlichen Ebene mit den
Lernenden als Empfangende in den Blick genommen werden müsse. Das Lernen der Lehrkräfte und auch der Institution Schule durch
formatives Feedback sei für die Entwicklung von Schul- und Unterrichtsqualität ebenso wichtig.
Die wissenschaftliche Darstellung und die Einordnung des formativen Feedbacks in das Modell der Basisdimensionen übernahm Frau Dr.
Käfer. Sie stellte klar, dass nicht jedes Feedback gleich wirksam sei, sondern nur, wenn es dazu führe, dass selbstregulierte
Lernprozesse auf klare Lernziele hin unterstützt würden. Damit stellte sie die Verknüpfung zur kognitiven Aktivierung und
der konstruktiven Unterstützung her. Durch die Abgrenzung von der summativen Rückmeldung wurde der zentrale Prozesscharakter des
formativen Vorgehens und die Ausrichtung auf den nächsten Lernschritt innerhalb einer kontinuierlichen individuellen Diagnostik
dargestellt. Das zeige sich auch bei den Bezugsnormen der Leistungsmessung, wo für das formative Feedback der Bezug zum individuellen
Lernfortschritt und zum festgelegten Lernziel im Vordergrund stünden und nicht der Vergleich mit der Lerngruppe.
In den Praxisimpulsen wurden durch die Schwerpunkte der Gäste die verschiedenen Ebenen deutlich, auf denen formatives Feedback relevant ist, aber auch dass sich diese Ebenen überschneiden.
Frau Thimet stellte das formative Feedback in der Referendarausbildung aus der Perspektive der Seminarleiterin dar. Sie zeigte, wie an ihrem Seminar in der wiederholten individuellen Beratung mit genau festgelegten Feedbackregeln und hohem selbstreflektivem Anteil der Lernenden und Zielvereinbarungen für die Weiterentwicklung das formative Feedback umgesetzt wird. Nicht zuletzt würde mit der guten Erfahrung aus dieser kognitiv aktivierenden, konstruktiven Unterstützung auch eine Motivation bei der zukünftigen Lehrkraft dafür entstehen, das Feedbackgeben und Feedbacknehmen im eigenen Berufsalltag weiter zu praktizieren.
Herr Intlekofer gab den Teilnehmenden einen Einblick in die schulorganisatorischen Hintergründe des formativen Feedbacks. Orte, Zeiten und Formate sowie deren schrittweise Entwicklung, die von der Schulleitung und den Lehrkräften orchestriert und mit Ressourcen versehen werden müssen, machten deutlich, dass es sich lohnt, das formative Feedback als Rückmeldeprinzip in der ganzen Schule einzuführen. Erziehung zur Selbstreflexion und Selbstregulation werden hier auf allen Ebenen angebahnt und umgesetzt.
Frau Wein legte ihren Fokus auf den Unterricht und schilderte, wie sie an ihrer Gemeinschaftsschule als Lerncoach das formative Feedback in der Unterrichtszeit konsequent und kontinuierlich mit den einzelnen Lernenden umsetzt. So werde es möglich, individuelle Lernwege mit den Lernenden auf ihrem Niveau zu beschreiten. Auch hier wird klar, dass der institutionelle Rahmen dafür gegeben sein muss. Dabei spiele auch eine wichtige Rolle, dass Lehrkräfte sich in der Teamarbeit gegenseitig entlasten, z. B. dadurch, dass Unterrichtsinhalte im Team vorbereitet werden.
Im anschließenden Austausch mit den Teilnehmenden war das Interesse an den schulorganisatorischen Aspekten groß. Fragen nach Ressourcenerschließung und Rahmenbedingungen standen zunächst im Mittelpunkt. Grundsätzliche und im Kollegium akzeptierte Entscheidungen in der Schulentwicklung und Kreativität erschienen dabei als entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung. Als weiteres größeres Thema wurde die Bedeutung kommender Kompetenzraster als Grundlage für Feedbackgespräche diskutiert. Hier zeigten sich zwei Richtungen: Zum einen wurde geäußert, dass die Effektivität des formativen Feedbacks erst durch die Einbeziehung von im ganzen Land gültigen Kompetenzrastern gewährleistet werden könne. Zum anderen wurde die Meinung geäußert, dass man effektives Feedback grundsätzlich ohne ein solches Raster geben könne und es zunächst eine Frage der Haltung, der schulischen und unterrichtlichen Strukturen sowie von Ressourcen sei, dies umzusetzen. Dabei wurde jedoch die Nützlichkeit von Kompetenzrastern für das formative Assessment nicht in Frage gestellt.