Navigation überspringen

17.01.2023

MINT - Mädchen - Motivation? Geschlechterunterschiede im Bildungskontext überwinden

Prof. Dr. Doris Holzberger, Simon Munk (TU München) & Patrick Wagner (ZSL)

Präsentation Wissenschaft im Dialog: „MINT – Mädchen – Motivation?“ Geschlechterunterschiede im Bildungskontext (pdf 3,1 MB)

Praxisimpuls (pdf 1,3 MB) von Patrick Wagner (ZSL)

Nutzungsrechte aller Materialien gemäß CC BY-NC-ND 4.0

Genderunterschiede im Bildungskontext
Zu Beginn betonten die Referierenden, dass sie sich aufgrund der Studienlage ihrer Forschungssynthese zu den Geschlechterunterschieden im Bildungskontext bei ihrem Vortrag auf den binären Geschlechterbegriff beziehen. Sie berichteten davon, dass in der bisherigen Forschung deutlich wird, dass Mädchen geringere Leistungen in Mathematik und Jungen im Lesen erzielen. Diese Unterschiede zeigten sich auch bei affektiv-motivationalen Merkmalen wie Lesefreude, Selbstwirksamkeit und Ängstlichkeit gegenüber einem Fach. Als mögliche Ursache dafür wurden Geschlechterstereotype benannt, die von Peers, Eltern und Lehrkräften durch Erwartungen und Handlungen transportiert würden. 

Doris Holzberger und Simon Munk stellten für die Überwindung von Geschlechterstereotypen und somit von Leistungsunterschieden Förderansätze der motivational-affektiven Merkmale vor. Diese könnten innerhalb eines Vierfelderschemas in direkte und indirekte Förderungen, die entweder eine geschlechtsspezifische oder keine geschlechtsspezifische Ausrichtung haben, eingeteilt werden. In Studien, welche sich auf MINT-Fächer beziehen, hat sich herausgestellt, dass motivational-affektive Merkmale sich gut fördern lassen. Alle Kinder und Jugendlichen profitierten davon, jedoch zögen Mädchen mehr Nutzen aus ihnen als Jungen. Außerdem seien schulische Interventionen, die sich direkt auf das benachteiligte Geschlecht bezögen, wirksamer. Am Ender ihrer Präsentation stellten die Referierenden noch in Beispielen untersuchte Interventionen vor und wie sie motivational-affektive Merkmale fächerübergreifend fördern können. 

Gendersensibler Informatikunterricht
Der Praxisimpuls von Patrick Wagner fokussierte sich auf gendersensiblen Informatikunterricht, den er in seinen Fortbildungen für Lehrkräfte fördert. Er erläuterte, dass Gendersensibilität nur auf Grundlage eines informierten und professionellen Umgangs mit dem Thema umgesetzt werden könne. Dazu gehöre auch, die eigene Genderrolle als Lehrkraft zu reflektieren und sich bewusst mit ihrer Genese auseinanderzusetzen. Auf diese Weise verknüpfte der Referent die wissenschaftliche Ebene, die Unterrichtsebene sowie die biographisch/persönliche Ebene, um gendersensiblen Informatikunterricht zu etablieren. 

Bei seinen didaktischen Empfehlungen ging Patrick Wagner von zwei Modellen aus, der Dramatisierung und der Entdramatisierung von Geschlechterdifferenz. Dazu gebe es ein Für und Wider. Bei einer Dramatisierung von Geschlechterdifferenz etwa würde diese strategisch in den Vordergrund gerückt werden, z.B. durch zusätzliche Angebote für Schülerinnen. Dabei würde allerdings der Fokus auf das binäre Geschlechterverständnis von Mädchen und Jungen gelegt und Lernende mit Trans-/Inter-Identitäten würden ausgegrenzt. Bei einer Entdramatisierung von Geschlechterdifferenz würden alle Lernende gleichbehandelt werden. Hier gehört es dazu, dass Lehrkräfte ihre Zuschreibungsmuster in Bezug auf Gender laufend reflektieren und in ihrem Unterricht danach gendergerecht handeln. Zum gendergerechten Unterricht gehöre eine sichere und konkurrenzfreie Lernumgebung, die Integration von Vorbildern im Unterricht sowie positive Erfahrungen für alle zu ermöglichen. Am Ende seines Vortrages stellte Patrick Wagner eine Checkliste für einen gendersensiblen Unterricht vor. 

Diskussion
In der anschließenden Diskussion kam ein Austausch über folgende Aspekte zustande:

  • Abhängigkeit der motivational-affektiven Merkmale vom Geschlecht der Lehrkraft
  • Haltungen der Lehrkräfte gegenüber Gendergerechtigkeit
  • Wege der Sensibilisierung von Lehrkräften
  • Gendergerechtigkeit als Thema in Kollegien und Gesellschaft
  • Umsetzungen an Schulen: pädagogische Tage, offene Schulleitungen
  • Sprachförderung in MINT und MINT in der Sprachförderung: Sprache und Selbstwirksamkeit
  • Gendergerechtigkeit als Thema in der Elternberatung
  • Erfahrungen zur Thematisierung von Gendergerechtigkeit im Unterricht
  • Gendergerechtigkeit in Schulbücher 

Zum Weiterlesen
Lesperance, K., Munk, S., Holzmeier, Y., Braun, M. & Holzberger, D. (2022). Geschlechterunterschiede im Bildungskontext. Von wissenschaftlichen Studien zu Impulsen für die Unterrichtspraxis. Münster: Waxmann

Praxistipps – Geschlechterunterschiede im Unterricht abbauen (Ergänzung zum Themenheft)

Material und Infos aus dem Chat

Material zu Wissenschaftlerinnen als Vorbilder für Mädchen:

Nicht ausgrenzendes Informatik-Angebot:
https://jugendhackt.org/mitmachen/

Frühes Hinterfragen von Geschlechterrollen im Elementarbereich, Island:
https://www.hjallimodel.com/

zu Jungen und Leseförderung:
https://www.bwstiftung.de/de/bereiche-programme/bildung/kicken-und-lesen

 

Unsere Webseite verwendet nur Cookies, die technisch notwendig sind und keine Informationen an Dritte weitergeben. Für diese Cookies ist keine Einwilligung erforderlich.
Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.