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14.03.2023

Informativ und doch wenig genutzt: Schüler*innenfeedback zur Unterrichtsqualität in der Schulpraxis

Prof. Dr. Richard Göllner und Dr. Ann-Kathrin Jaekel, Universität Tübingen

Vortrag Informativ und doch wenig genutzt: Schüler*innenfeedback zur Unterrichtsqualität in der Schulpraxis (pdf) 

Praxisimpuls (pdf) von Dr. Ingola Mohr (IBBW)

Praxisimpuls (pdf) von Melanie Biniwersi (Fachschule für Sozialpädagogik St. Maria, Bruchsal)

Nutzungsrechte aller Materialien gemäß CC BY-NC-ND 4.0

Wissenschaftlicher Impuls Dr. Ann-Kathrin Jaekel, Hector Institut, Universität Tübingen
Zu Beginn ihres Vortrags berichtet Frau Dr. Ann-Kathrin Jaekel von verschiedenen Wegen, um Informationen über den Schulunterricht einzuholen. Dies könne über externe Beobachter oder Videoanalysen, die Lehrkräfte oder die Schülerinnen und Schüler selbst erfolgen. Das Schülerfeedback sei besonders nützlich, um die Unterrichtsqualität beurteilen zu können. Prinzipiell definiert Frau Dr. Jaekel Schülerfeedback als das Einholen der Perspektive der Lernenden zum erlebten Unterricht. So könnten Lernende auf eine breite Erfahrung zurückgreifen und ihre individuellen Lernvoraussetzungen einschätzen. Sie seien Experten, da sie den größten Teil ihres Alltags in der Schule verbringen. 

In den Bundesländern seien die Vorgaben zum regelmäßigen Einholen von Schülerfeedback unterschiedlich, doch würde die Bedeutung von Feedback im schulischen Kontext stetig zunehmen. Frau Dr. Jaekel verweist auf Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Schülerinnen und Schüler Unterrichtsqualität verlässlich und differenziert beurteilen können. Außerdem liefere das Schülerfeedback wichtige Informationen über individuelles Erleben und erfasse damit Merkmale von Unterricht, die  von außen nicht beobachtet werden können.  Das Geben von Feedback durch die Lernenden weist zudem positive Zusammenhänge mit dem Interesse oder dem Leistungszuwachs der Lernenden auf. 

Frau Dr. Jaekel geht jedoch auch auf die Grenzen des Schülerfeedbacks ein. So könnte es beispielsweise durch die Zusammensetzung der Klasse beeinflusst sein. Schülerinnen und Schüler seien auch nicht in der Lage, alle Vorgänge im Unterricht adäquat zu beobachten und einzuschätzen, da sie keine didaktische/pädagogische Ausbildung vorweisen Auch die Abhängigkeiten der Lernenden von den Lehrkräften müsse bei der Interpretation der Ergebnisse beachtet werden. Am Ende ihres Vortrages betonte Dr. Jaekel, dass eine transparente Kommunikation der Schulleitung für die Implementierung von Schülerfeedback als Instrument der Unterrichts- und Schulentwicklung wichtig sei, damit das Feedback nicht als Instrument verstanden wird, das zur Kontrolle der Lehrkräfte dient. 

Impuls des IBBW von Dr. Ingola Mohr, IBBW 
Frau Dr. Ingola Mohr stellte in ihrem Impuls das Befragungsportal BEF-BW vor, das ein digitales Tool bereitstellt, mit dem verlässlich und valide Schülerfeedback eingeholt werden kann. Hier können Lehrkräfte Module für Fragebögen herunterladen und zusammenstellen. Die Ergebnisse liegen sofort nach der Befragung vor und können in unterschiedlicher Weise dargestellt werden. Eigene Veränderungen an den Items selbst können nicht vorgenommen werden, da diese in der bereitgestellten Form auf die Gütekriterien überprüft worden seien. Die Items der Fragebögen nehmen vor allem die kognitive Aktivierung in den Blick.

Frau Dr. Mohr ging auch kurz auf das Schultool des BEF-BW ein, das in internen Evaluationen für Schulentwicklungsprozesse eingesetzt werden kann. So sind bei der Auswertung eine Gegenüberstellung verschiedener befragter Gruppen wie Klassen, Jahrgangsstufen oder Eltern möglich, und ggf. unterschiedlichen Perspektiven auf ein schulisches Thema können so aufgedeckt und bearbeitet werden. 

Des Weiteren berichtete Frau Dr. Mohr von der Pilotierung des Schuldatenblatts im Frühjahr 2022. Hier werden neben Skalen zur allgemeinen Unterrichtsqualität bezogen auf das Fach Deutsch auch Skalen zum schulbezogenen Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler eingesetzt. So  sollen  durch Schülerfeedback eingeholte Daten für das strategische Bildungsmonitoring genutzt werden können.

Praxisimpuls von Melanie Biniwersi, Fachschule für Sozialpädagogik St. Maria, Bruchsal
Frau Melanie Biniwersi berichtete, wie sie Schülerfeedback im beruflichen Alltag für ihre Unterrichtsentwicklung einsetzt. Im Unterricht nutzt sie ein strukturiertes Feedback über das BEF-BW-Feedbacktool. Daraus wähle sie auf Grundlage ihrer eigenen Zielsetzung für das Feedback Module aus. Es ist ihr wegen des Rücklaufs wichtig, das Schülerfeedback direkt im Unterricht etwa mit QR-Codes durchzuführen. Auch kann sie im Unterricht auf etwaige sprachliche Hürden beim Ausfüllen des Fragebogens eingehen. Die sofort vorliegenden Ergebnisse reflektiert sie erst selbst und bespricht dann zeitnah ausgewählte Ergebnisse mit der Klasse, um daraus Ziel- sowie Maßnahmenvereinbarungen abzuleiten und nach einigen Wochen diese wiederum zu überprüfen. Das gemeinsame Gespräch mit den Lernenden erscheint ihr besonders wichtig, da hier auch die Schülerinnen und Schüler ihre Rolle in Lehr- und Lernprozessen reflektieren und ihr eigenes Lernen besser verstehen können. Frau Biniwersi zeigte in ihrem Impuls Items, die das Monitoring im Unterricht sowie das lernförderliche Feedback abfragen und Ergebnisbeispiele dazu. Darin können auch Differenzen zwischen der Selbst- und Fremdeinschätzung abgebildet werden. Abschließend betont sie, dass die Schülerinnen und Schülern das Feedback sehr schätzten, da sie dadurch gehört werden und mitbestimmen dürften.

Diskussion
Technische Fragen zum BEF-BW-Tool wurden im Chat von Frau Dr. Kimmler-Schad beantwortet.

In der Diskussion wurden folgende Themen aufgegriffen:

  • Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats Berat Gürbüz stellte die Wichtigkeit des Schülerfeedbacks aus seiner Sicht dar und forderte, es verpflichtend einzuführen. Er verwies dabei auch auf das Grundsatzprogramm des Landesschülerbeirats. Nicht nur in seiner Stellungnahme wurde betont, dass die Rückmeldung von Lernenden ein wichtiger Baustein der Mitbestimmung und somit von Demokratiebildung sei.
  • Schülerfeedback als gemeinsames Tool von Lehrkräften und Lernenden für die Unterrichtsentwicklung
  • Hindernisse bei der Einführung von Schülerfeedback und Angst der Lehrkräfte vor (schlechtem) Feedback und Veröffentlichung des Feedbacks im Kollegium
  • Nutzung des BEF-BW-Tools und die Möglichkeit unproduktives Feedback dadurch zu vermeiden
  • Möglichkeiten der Implementierung von Schülerfeedback an der Schule und die Rolle der Schulleitung
  • Schülerfeedback eingeführt, durchgeführt, aber nicht genutzt

Einladung
Das IBBW lädt Sie ein, mit Dr. Ann-Kathrin Jaekel und Prof. Dr. Richard Göllner Ihre Perspektive auf das Schülerfeedback in ein vertiefendes Gespräch einzubringen. Das Gespräch ist für den Mai 2023 geplant. Bei Interesse melden Sie sich bitte bis 31.03.2023 bei Alexandra.Junk-Deppenmeier@ibbw.kv.bwl.de.

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