16.02.2023
Lesestrategien als Hilfen zum Leseverstehen
Dr. Florian Hiller (Pädagogische Hochschule, Heidelberg)
Vortrag: IBBW-Wissenschaft im Dialog: Lesestrategien als Hilfen auf dem Weg zum Leseverstehen (pdf 2,5 MB)
Praxisimpuls (pdf 1,7 MB) von Annika Graßme (ZSL-Regionalstelle Mannheim)
Praxisimpuls (pdf 1,3 MB) von Claudia Pangh (ZSL-Regionalstelle Karlsruhe) und Imke Köster (ZSL-Regionalstelle Mannheim)
Nutzungsrechte aller Materialien gemäß CC BY-NC-ND 4.0
Kurzbericht
Wissenschaftlicher Impuls, Dr. Florian Hiller
Auf Grundlage der empirischen Erkenntnis, dass Lesestrategiewissen für die Lesekompetenz der „Schlüssel zum
Erfolg“ ist, verwob Dr. Florian Hiller in seinem wissenschaftlichen Impuls auf einprägsame Weise die kognitiven Tätigkeiten
beim Lesen mit den Verstehensebenen und Lesetechniken. Mit dieser Zuordnung gelang es ihm, in das große Angebot der Lesestrategien
Übersicht zu bringen und machte somit deutlich, was welche Lesestrategien leisten können. Er wies aber auch auf Hürden und
Begrenzungen hin, was etwa die Bedürfnisse der Lernenden in ihren individuellen Leseprozessen betrifft oder auch die Anwendung von
Lesestrategien auf literarische Texte. Damit Lesetechniken wirksam würden und automatisiert ablaufen, um dann in eine strategisch
flexible und reflektierte Anwendung zu münden, müssten sie schrittweise, längerfristig und fächerübergreifend
erarbeitet und eingeübt werden. Im Weiteren wurden einige Lesetechniken genauer betrachtet, die für die unterschiedlichen
Verstehensebenen ineinandergreifen können, wie z.B. das Unterstreichen und Markieren verbunden mit der Strukturlegetechnik und einer
kooperativen Anschlusskommunikation. Ein besonderer Fokus lag noch auf einer kritischen Betrachtung der Lesetechnik „Fragen an den
Text stellen“.
Am Ende des Impulses riss der Referent noch Fragestellung für die Leseförderung an wie die Unterschiedlichkeit von literarischen und Sachtexten, das analoge und digitale Lesen sowie Lesestrategien in Bezug auf Mehrsprachigkeit.
In der Präsentation finden Sie noch weitere Überlegungen, die Dr. Hiller über den Impuls hinaus zur Verfügung stellt.
Praxisimpuls Annika Graßme
Annika Graßme stellte in einem pointierten Impuls die Leseförderung des Projekts BiSS-Transfer in
baden-württembergischen Grundschulen vor. Im Sinne einer durchgängigen Leseförderung nehmen inzwischen ca. 400 Schulen am
Projekt teil und wenden das dafür entwickelte Lesecurriculum an. Hauptmerkmale sind ein strategisch aufgebautes Lesetraining durch die
Schulstufen hindurch und die Entwicklung eines stabilen Lese-Selbstkonzepts. Einen genaueren Einblick gewährte die Referentin in die
Lesestrategien und ihre Einbettung in die strategische Entwicklung der Lesekompetenz und in eine altersgerechte Rahmenhandlung. Die
Vermittlung der Strategien wird auch mittels einer durchgehenden Gestaltung durch Symbole und durch Strategiesteckbriefe
unterstützt.
Praxisimpuls, Imke Köster und Claudia Pangh
In ihrem Praxisimpuls fokussierten sich Imke Köster und Claudia Pangh auf die Leseförderung leseunerfahrener Lernender
und wie sie durch das Modell eines „kompetenten Anderen“ profitieren. Durch die Sichtbarmachung der kognitiven Prozesse des
eigentlich innerlichen Leseprozesses durch lautes Denken, vor allem der Lehrkraft, würden diese den Lernenden zugänglich gemacht,
so dass sie diese nachahmen könnten.
Diese zentrale Gelingensbedingung des Lese-Modells im Lesestrategie-Training ergänzen die Referentinnen durch Scaffolds: Strukturierte Lesezeichen bzw. Hilfekarten, die sie den Lernenden im Training zur eigenen Verwendung zur Verfügung stellen, verbessern im Laufe der Zeit den eigenständigen Umgang mit Texten.
Wie auch schon in den anderen Impulsen geht es ihnen um den Faktor Zeit, um das schrittweise längerfristige und systematische Einführen und Üben von Lesestrategien. Auch benötigten die Lehrkräfte Zeit, um das anspruchsvolle laute Denken bei sich zu etablieren. Zum Abschluss betonten die beiden Fachberaterinnen, wie wichtig es sei, Lesestrategien durchgängig in der Schule anzuwenden und das gesamtes Kollegium darin einzubinden.
Diskussion
In der Diskussion gab es großes Interesse am Austausch zu Lesestrategien beim digitalen Lesen sowie zur Wirksamkeit des
Vorlesens und freier Lesezeiten während der Unterrichtszeit.
Interessante Links und Literatur aus dem Chat
WiD - Archiv zu Veranstaltung mit Prof. Sälzer: Lesen lernt sich nicht von selbst.
Erkenntnisse aus einer Sonderauswertung zu PISA 2018
Karten zum Lesestrategietraining der PH Heidelberg
Philipp, M. & Schilcher, A. (Hrsg.) (2012): Selbstreguliertes Lesen. Ein Überblick über wirksame Leseförderansätze. Seelze: Friedrich.
Rosebrock, C. (2022): Lesen: Kultur und Kompetenz. In: Die Grundschulzeitschrift, H. 333, 6-12.
Kurzbericht zu einem Forschungsprojekt: Belgrad, J., Knapp, W. & Lindel, M. (2012): LESEFÖRDERUNG DURCH VORLESEN - ein Forschungsprojekt an der Pädagogischen Hochschule Weingarten
Bettina Hurrelmann (2014). Vorlesen - warum eigentlich? In: leseforum.ch. Online-Plattform für Literalität:
Zu sprachsensiblem Fachunterricht siehe auch die IBBW-Publikation: Kalkavan-Aydin, Z. & Balzer, J. (2022). Sprachsensibler Fachunterricht. Wirksamer Unterricht Bd. 8. Stuttgart (pdf)
Informationen des Trägerkonsortiums BiSS-Transfer
IBBW Fördermaterialien Lernstand 5
(weitere Links zum Projekt finden Sie in der Präsentation von Annika Graßme, Folie 16)