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22.06.2023

IBBW - Wissenschaft im Dialog - PASST! adaptiver Unterricht mit digitalen Medien: Diagnose - Unterricht - Kooperation

Prof. Dr. Andreas Lachner & Dr. Christine Plicht, Universität Tübingen

Vortrag PASST! Adaptiver Unterricht mit digitalen Medien: Diagnose - Unterricht - Kooperation (pdf 3 MB)

Nutzungsrechte aller Materialien gemäß CC BY-NC-ND 4.0

Kurzbericht

Bevor im Rahmen des Projekts DiA:GO der Mehrwert digitaler Medien für den adaptiven Unterricht vorgestellt wurde, richtete Prof. Lachner zu Beginn seines Impulses einen allgemeineren Blick auf die Digitalisierung des Unterrichts: Diese sei, anders als es während der Pandemie zuweilen schien, nicht mit reinem Distanzunterricht, digitalen Versionen des Vorhandenen oder dem Ersetzen von Lehrkräften durch Technologie gleichzusetzen. Vielmehr müsse Digitalisierung im Bildungskontext den didaktisch begründeten Einsatz digitaler Medien zum Ziel haben. 

Adaptivität sei vielversprechend, um die zentrale Herausforderung der Heterogenität zu adressieren, so Lachner und gehe mit zwei zentralen Herausforderungen einher: Zunächst müsse das Wissen der SuS möglichst adäquat eingeschätzt werden. Erst dann könne eine angemessene Differenzierung im Unterricht erfolgen. 

Prof. Lachner stellte ausgehend von diesen beiden Herausforderungen ein Modell von adaptivem Unterricht vor, das Heterogenität berücksichtigt und die formative Diagnose ins Zentrum stellt. Ausgehend von den Ergebnissen der formativen Diagnose kann bei der Unterrichtsplanung eine Vorab-Anpassung an die Bedürfnisse der Lernenden in Form sogenannter Makroadaptationen (z.B. Niveaustufen) erfolgen. Anschließend können Mikroadaptationen, wie beispielsweise passgenaue Hilfestellungen, im Unterricht zur zusätzlichen Differenzierung und Individualisierung genutzt werden. 

Das Projekt „DiA:GO - Digitale Medien im adaptiven Unterricht der gymnasialen Oberstufe der Gemeinschaftsschule“ charakterisierte Prof. Lachner als Low-Budget-Lösung zur Nutzung digitaler Medien im adaptiven Unterricht, da nicht die Technologien, sondern das didaktische Handeln im Zentrum stehe. In der ersten Phase des Projekts wurden, ergänzt durch die integrierte Professionalisierung von Lehrkräften und die begleitende Evaluation, zwölf Unterrichtseinheiten entwickelt. Das Design berücksichtigt dabei die drei Schritte des zuvor vorgestellten Modells (formative Diagnose, Makro- und Mikroadaptationen). Die quantitative Evaluation konnte über alle Einheiten hinweg einen signifikanten Wissenszuwachs bei den Lernenden feststellen, wobei Leistungsschwächere deutlicher von den Einheiten profitierten. Eine qualitative Befragung von Lehrkräften ergänzte die quantitative Evaluation. In der zweiten Phase des Projekts wird die Unterrichtsentwicklung durch ein landesweites Netzwerk unterstützt, die Unterrichtseinheiten werden systematisch erweitert sowie die Generalisierbarkeit der Forschungsbefunde erhöht. Zudem schließt sich das Projekt MINT-ProNeD an, das adaptiven Unterricht in den MINT-Fächern in den Fokus rückt. 

Prof. Lachners Impuls machte deutlich, dass digitale Medien adaptiven Unterricht unterstützen und so dabei helfen können, der zentralen Herausforderung der Heterogenität gerecht zu werden. 

Im Anschluss gab Dr. Plicht spannende Einblicke in die praktische Umsetzung der entwickelten Unterrichtseinheiten. Dabei knüpfte sie an das theoretische Modell an und betonte die Notwendigkeit, die Ergebnisse der formativen Diagnose als Diskussionsanlass in der Klasse zu nutzen. Zur digitalen Umsetzung der Makro- und Mikroadaptationen wurden zahlreiche hilfreiche Tools und Apps vorgestellt. Dr. Plicht beendete ihren Einblick in die Praxis durch die bisherigen „lessons learned“: Adaptivität, so Plicht, sei mehr als Individualisierung. Immer wieder sollten kleine adaptive Elemente im Unterrichtsverlauf ihren Platz finden. Zudem betonte sie erneut die Relevanz des Austauschs mit den Schülerinnen und Schülern, um als Lehrperson den Überblick über den Wissenstand der Lernenden nicht zu verlieren. Zu vermeiden sei ein zeitaufwändiges „digitales Feuerwerk“, vielmehr ginge es um didaktisch begründete und gezielt eingesetzte digitale Elemente. 

Mit dem Hinweis, dass alle Unterrichtseinheiten als Open Educational Resources (OER) zur Verfügung stehen, nannte Dr. Plicht als letzten Aspekt den Leitsatz „Sharing is Caring“, der zum Austausch aller Teilnehmenden der Veranstaltung einlud. Die Teilnehmenden teilten eigene Erfahrungen zur Nutzung digitaler Medien im Unterricht. Dabei wurde insbesondere der motivationale Effekt von direktem Feedback auf Plattformen wie beispielsweise moodle hervorgehoben. 

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