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20.03.2024

Nachhaltigkeit im Lernen, andere Leistungen, neue Prüfungskultur

Prof. Dr. Silvia Iris Beutel und Eike Völker

Expertise: Beutel, S.-I. & Ruberg, C. (2023): Zeitgemäße Prüfungskultur im Kontext digitaler Transformation (pdf, 3 MB)

Praxisimpuls (pdf, 7,2 MB) von Eike Völker (Schiller-Schule Bochum) 

Nutzungsrechte aller Materialien gemäß CC BY-NC-ND 4.0 

Kurzbericht

Prof. Dr. Beutel begann ihren Vortrag mit Thesen zur Neuausrichtung der Leistungsbeurteilung. Leistungen sowie deren Beurteilung wurden als aktuelle und umfassende Herausforderungen in Pädagogik und Gesellschaft vorgestellt. Sie betonte, dass die pädagogischen Spielräume des formativen Assessments eine Chance für ein neues Begriffsverständnis von Leistungsbeurteilung eröffneten. Eine mögliche Doppelstrategie aus traditioneller Notengebung und innovativen Formaten sowie einige Beispiele entsprechender Schulentwicklungsinitiativen wurden vorgestellt.

Eine neue Lernkultur in einer verbundenen, globalisierten und digitalisierten Welt eröffne nicht nur neue Möglichkeiten, sondern lege den Fokus gleichzeitig auf ein umfangreiches Kompetenzspektrum. Neben den fachlichen Kompetenzen müssten beispielsweise auch Demokratiefähigkeit, Resilienz und die Fähigkeit zur Reflexion betont werden. Insofern ergebe sich eine Roadmap für die Entwicklungsarbeit an einer modernen Lern- und damit auch Prüfungskultur, die folgenden Punkte umfasse:

  • Lern- und Leistungsbegriff, z. B.: Was gehört zu einem zukunftsfähigen Lern- und Leistungsverständnis?
  • Zukunftskompetenzen, z. B.: Welche Fähigkeiten sind erforderlich, welche Werte sollen zählen?
  • Navigation und Entwicklungsbegleitung, z. B.: Welche Instrumente und Verfahren fördern Metakognition?
  • Assessment in der Verantwortung von Lehrendem und Lernendem, z. B.: In welchem Verhältnis können/sollen Bewertungen von Lehrenden und Lernenden zueinanderstehen?
  • Klausuren und Lerncheckalternativen, z. B.: Wie können Lern- und Prüfungssituationen einander angepasst werden?
  • Leistungen und zivilgesellschaftliches Engagement, z. B.: Welche Leistungen sollen gefördert werden?

Abschließend stellte Prof. Beutel einige Möglichkeiten einer neuen Lern- und Prüfungskultur wie beispielsweise lernprozessbezogene Prüfungen mit Reflexionsergebnissen oder KI-gestütztes Tutoring vor. Der Bezug einer alternativen Prüfungskultur zu vielfältigen anderen Bereichen (z. B. Ganztagsbildung, Sozialisation durch Noten und Akzeptanz von alternativen Beurteilungsformen, Diagnostik, Digitalisierung) wurde angesprochen und im Sinne einer ganzheitlichen Herangehensweise betont. Ergänzend wurde die Notwendigkeit der politisch-administrativen Unterstützung der Lehrkräfte als Grundlage für eine nachhaltige Implementierung einer zeitgemäßen Prüfungskultur in die Praxis fokussiert. Es wurde deutlich, dass eine veränderte Prüfungskultur Einfluss auf sämtliche Systemebenen habe, wie beispielsweise auf die Lehrkräftebildung, die Ministerien oder auch auf die (bundesweite) Entwicklung von Projekten zur individuellen Förderung.

Im zweiten Teil des Inputs zeigte Herr Eike Völker den Zuhörenden einige konkrete Beispiele aus der Praxis seiner Schule für eine neue Leistungskultur. Vor allem das Potenzial digitaler Medien und Instrumente für das Lernen und die Leistungsbeurteilung stand dabei im Vordergrund. Digitalität erfordere ein hohes Maß an Management, nicht nur aufgrund des Betreuungsaufwands, sondern auch, weil im Sinne der Akzeptanz alle Beteiligten (z. B. Lehrkräfte, Eltern, Schulträger) miteinbezogen werden müssten. Herr Völker betonte immer wieder das Ziel, dass Digitalität der Pädagogik zu dienen habe und nicht um ihrer selbst willen betrieben werden solle. Dies könne in zwei Richtungen geschehen: Zum einen könne eine pädagogische Idee mithilfe einer technischen Lösung umgesetzt werden (z. B. Taskcards, KI in diagnostischen Instrumenten). Zum anderen könne eine technische Möglichkeit sinnvoll pädagogisch umgesetzt werden (z. B. sinnvoller und kompetenzorientierter Einsatz von ChatBots). Auch die Möglichkeiten des KI-gestützten, adaptiven Lernens, gegenüber dem traditionellen E-Learning wurden ausgeführt und mit Beispiel erläutert. Insofern ergäben sich neue Kompetenzen und auch Rollen für den Lehrberuf, wie auch für die Lernenden, welche digital unterstützt, zunehmend Verantwortung für ihr Lernen tragen müssten.

Themen in der Diskussion

  • Fokus auf Begleitung im Lernprozess und Möglichkeiten formativen Feedbacks, auch mit Blick auf Sprachbildung: Lese- und Dialogfähigkeit als zentrale Herausforderung und notwendige Kompetenzen
  • Eingrenzung oder Weitung des Leistungsbegriffs mit Blick auf Fach- sowie Sozial- und Zukunftskompetenzen: integrierte und umfassende Beobachtung und Bewertung als Ziel
  • Transparenz und Objektivität bzw. Vergleichbarkeit innovativer mit traditionellen Prüfungsformaten
  • Potenzial und Spielräume der Gleichwertigen Feststellung von Schülerleistungen (GFS)
  • Rechtlicher und datenschutzrechtlicher Rahmen vs. pädagogische Freiräume für Innovationen im Schulalltag, dadurch veränderte Lehrkompetenzen
  • Unterscheidungen, Möglichkeiten und Grenzen von formativer und summativer Leistungsbeurteilung. 
  • Adressatengerechte Rückmeldungen (Lernende und/oder Eltern), Fokussierung auf die individuelle und kriteriale Bezugsnorm
  • Mögliche Formate auch in zentralen Prüfungen, sowie Bedenken bezüglich der Inkompatibilität von erneuerter Lern- und Leistungskultur und zentralen Prüfungen. Müssten sich zuerst die Prüfungsformate ändern, damit darauf angepasst auch die Lernformen angeglichen werden?
  • Leistungsdruck, Versagensängste und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen sowie Überlastung bei der Lehrerschaft als derzeitige Herausforderung und Ausgangslage

Hinweise und Links aus dem Chat

IBBW-WiD zu Selbstreguliertem Lernen vom 18.04.2023 mit Prof. Ferdinand Stebner: https://ibbw-bw.de/,Lde/Startseite/Empirische-Bildungsforschung/2023-04-18/?LISTPAGE=9466830

Bewertung von schriftlichen und wissenschaftlichen Arbeiten unter Berücksichtigung von KI:
https://hochschulforumdigitalisierung.de/hochschullehre-unter-dem-einfluss-des-ki-gestuetzten-schreibens/

KI-Lehrmaterial für Schulen – SchulKI: https://schulki.de/

Schulversuch LLR: Lernförderliche Leistungsrückmeldungen an baden-württembergischen Grundschulen:
https://km-bw.de/,Lde/startseite/schule/schulversuch-lernfoerderliche-leistungsrueckmeldung

Käfer/Herbein/Fauth (2021): Formatives Feedback im Unterricht (pdf) . Band 5 der IBBW-Publikationsreihe „Wirksamer Unterricht“

 

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